Ölschalter - Aus den Anfängen unserer Elektrizitätsversorgung
Die Hochspannungstechnik entwickelte sich – wie dies bei der gesamten Technik der Fall war – rein empirisch. So wurden zunächst die einfachen Hebelschalter beibehalten, die sich in Niederspannungsanlagen gut bewährt hatten. Und dies obwohl die Betriebsspannungen immer mehr anwuchsen und bald die 1000-V-Grenze überschritten.
Charles L. Brown, Mitgründer der damaligen BBC, zusammen mit ASEA der heutigen ABB, schlug angesichts der ständig wachsenden Spannungen und Ströme und somit der Kurzschlussleistungen vor, den Hebelschalter in vergleichsweise wenig veränderter Form in einen mit Öl gefüllten Kasten einzubauen. Dadurch gelang es, die Abschaltleistung der bisherigen Konstruktionen um Größenordnungen zu erhöhen.
Entwickelt kurz vor Ende des 19. Jahrhunderts hat das Prinzip des links abgebildeten, aus den Anfängen um 1900 stammend, auch Kurzschlüsse abschaltende Leistungsschalter durch ständige Weiterentwicklung etwa 30 Jahre später bis zu Spannungen von 220 kV existiert und wurde noch nach dem 2. Weltkrieg verwendet. Öl ist nicht nur ein hervorragender Isolator, wie man bis heute bei Transformatoren sieht, sondern auch ein gutes Mittel zum Löschen des Lichtbogens beim Ausschaltvorgang. Durch die Verdampfung von Öl wird dem Lichtbogen in wenigen Hundertstelsekunden so viel Energie entzogen, dass in einem der Kontakttrennung folgenden natürlichen Nulldurchgang des Wechselstromes die zugeführte Leistung für das Weiterbestehen des Lichtbogens schließlich nicht mehr ausreicht. Dieses Löschsystem liegt auch dem ältesten TMK-Ausstellungsstück der Elektrotechnik zugrunde, der noch keine Löschkammern hatte.
Da das Löschmittel Öl in reichlicher Menge im Schalter zur Verfügung stand, ließen sich im Mittelspannungsbereich schon mit einfachen Druckkontakten beträchtliche Ausschaltleistungen erreichen und besondere Löschkammern waren noch nicht notwendig. So betrug die Nennausschaltleistung des ergänzend zum TMK-Ausstellungsstück nachstehend abgebildeten Rundkessel-Ölschalters für 10 kV bei einem Nennstrom von 400 oder 600 A beachtliche 250 MVA.
Text: Wolfgang Dünkel
Bild oben: Wolfgang Dünkel
Quellen und Bild mitte links: AEG Mitteilungen 47 Hochspannungs-Schaltgeräte, Berlin, 7/8-1957 und AEG Mitteilungen 51 Hochspannungs-Schaltgeräte u. Anlagen, Berlin, 9/10-1961
Bild unten rechts: folgt
(last update 10.01.2021)