Innovationen und Firmengeschichten aus Kassel und der Region

Innerhalb der Veröffentlichungen zu Innovationen und Firmengeschichten aus Kassel und der Region stellen wir im Teilgebiet Firmengeschichten  neben nicht mehr existierenden Unternehmen, ihren Erzeugnissen und ihrer Bedeutung für die Region  auch besondere Ereignisse wie z. B. Jubiläen aus Firmen vor, welche im Zug der Fortentwicklung hier erdacht, konstruiert oder erstmalig gefertigt wurden.

Zündhölzer – Kasseler Fertigung in 100 Jahren

Das TMK-Objekt des Monats Dezember ist klein, hat eine bewegte Geschichte und passt sehr gut in diese Jahreszeit. Es ist das Zündholz, mit dem Milliarden von Kerzen am Weihnachtsbaum angezündet wurden, bevor Glühlampe und LED-Lichterkette es für diese Verwendung in den Hintergrund drängte.

Man geht davon aus, dass der Mensch schon vor 32.000 Jahren durch Reibung oder Funkenerzeugung in der Lage war, ein Feuer zu entfachen. Diese damaligen Methoden waren kompliziert und man brauchte Geduld, bis ein kleine Flamme loderte. Die Entwicklung vom Feuerstein, über den Kienspan, die ersten Lunten-Feuerzeuge, den Fidibus und erste Zündhölzer dauerte viele Jahrtausende. Eine echte Revolution war das von dem englischen Apotheker J. Walker entwickelte moderne Zündholz mit einem Zündkopf aus Antimonsulfid und Kaliumchlorat. Dies war das erste echte Zündholz und dessen Erfindung auf den 27. November 1826 fällt. Walkers Streichhölzer hatten mehrere Probleme, die Flamme brannte unregelmäßig und das brennende Zündholz verursachte einen unangenehmen Geruch.

1831 setzte der Franzose Charles Sauria dem Zündkopf weißen Phosphor zu und konnte diese Nachteile beheben. Durch die Erfindung der Phosphorzündhölzer wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts in kurzer Zeit die meisten anderen Methoden zur Entfachung eines Feuers verdrängt. Jedoch hatten auch die Zündhölzer Nachteile. Alle benötigten Teile zum Zünden befanden sich im Kopf des Hölzchens und man benötigte eine raue Oberfläche zur Zündung. Da weißer Phosphor beigemischt war, waren die bei Lagerung und Benutzung entstehenden Dämpfe giftig. Ein weiterer Nachteil des weißen Phosphors ist die Eigenschaft, sich bei Wärmeeinstrahlung selbst zu entzünden. Noch größeren Gefahren waren die Arbeiter ausgesetzt, die mit dem weißen Phosphor arbeiteten. Durch die giftigen Dämpfe erkrankten viele, wurden Invaliden oder starben frühzeitig. Diese Erkrankung nannte man Phosphornekrose.   

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden Zündhölzer personalintensiv in kleinen Werkstätten oder in Heimarbeit hergestellt. Vor allem in den Wintermonaten wurde zuhause Holz gehobelt, in Form gebracht, abgelängt und an die Zündholzhersteller verkauft. Diese Hölzer wurden als Holzdraht bezeichnet. Diese Art der Fabrikation war teuer, denn Maschinen wie die rechts bzw. oben abgebildete schwedische Zündholzabfüllmaschine aus 1896 gab es noch nicht. So sollen in der ersten Zeit 1000 Streichhölzer 4 - 5 Taler gekostet haben. Für die ärmere Bevölkerung war dies purer Luxus und lange nicht erschwinglich.

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"Maschinikum" – Unikum des Maschinenbaus!

Ist das nicht ein wundervoller und treffender Name für unser "einzigartiges" Unikum im Technik-Museum Kassel im vor 150 Jahren erstellten Henschel-Werk 2 im Stadtteil Rothenditmold, also neben dem weitaus älteren ersten Werk am Holländischen Platz auch eine der bedeutendsten "Geburtsstätten" lokaler und regionaler Technik? Geschaffen zur Demonstration von Bewegungsabläufen im Maschinenbau erfüllt dieses TMK-Unikum keinerlei Aufgabe, dient keinem Zweck außer uns zu erfreuen, damit uns aber auch zum Nachdenken über früher selbstverständliche Techniken anzuregen, heute häufig verborgen! Erbauer war der 1928 geborene Elektromeister Robert Buss, der nach Eintritt in den Ruhestand – wie auch viele unserer ehrenamtlich Tätigen – seine reiche Lebenserfahrung in den 1990-er Jahren in die Tat umsetzte und dabei nach seinen Aussagen zu etwa 3/4 alte Gebrauchsgegenstände aus der Industrie und zu nur 1/4 neuwertige Teile aus dem Fachhandel verwendete.

Was ist zu sehen, welche maschinellen Bewegungsabläufe können am "Maschinikum" studiert werden? Bei Erscheinen eines Linkzeichens im Bild (Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger) verbirgt sich ein kleines, laienhaft erstelltes Video im MP4-Format dahinter, klicken Sie also bitte darauf, wenn Sie den Bewegungsablauf detaillierter sehen wollen. Versuchen wir also mit Hilfe der Bilder und der kurzen Video-Clips und einer Abfolge der Beschreibung einzelner Baugruppen das "Maschinikum" zu erklären, die sich an der zeitlichen Entwicklungsgeschichte der Objekte orientiert, jedoch keinesfalls alle umfassen wird:

Von vorn und von der linken Seite gut zu betrachten ein Mühlenantrieb für eine Getreidemühle – bis etwa 1820 technologischer Standard und durch die Technik des "Doppel-Walzenstuhls" abgelöst, dem TMK-Objekt des Monats September 2023. Das "Kammrad" mit seinen hölzernen, leicht auswechselbaren Zähnen wurde vom langsamer laufenden ebenfalls hölzernen Wind- oder Wasserrad (hier aus Platzgründen nicht angebaut) mit seiner horizontalen Welle angetrieben. Das deutlich kleinere und ebenfalls hölzerne "Laternenrad" mit seinen Stäben zwischen den Platten auf senkrechter hölzerner Welle trieb den rotierenden oberen Mühlstein aufgrund der entstehenden Getriebeübersetzung von Kamm- und Laternenrad mit höherer Drehzahl an. Dies bewirkte mit dem feststehenden unteren Mahlstein die Vermahlung des Korns wie beim Artikel über den Doppelwalzenstuhl im September beschrieben. Beide "Zahn"-Räder wie auch die Wellen und weitere Räder in der Mühle wurden von Zimmerleuten angefertigt, die Mühlsteine von Steinmetzen, Schmiede mussten auch Hand anlegen und vom Müllermeister und seinen Gesellen wurde alles bedient und gewartet.

     

     

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Dampflokomotiven-Modelle der Henschel CLASS 25

Bild 01 - Lokmodell der Henschel CLASS 25 NC für die SAR mit Nr. 3450 - neben der H0-Modellbahn Bebra 1958 und vor der Fotowand mit Henschel-Arbeitsplätzen im Lokbau und der neuen Vitrine mit MWM-Modellen der CLASS 25 Condenser und CLASS 26 NC Red Devil - Foto Karl-Otto Schütz TMK IG Bebra58

Vor genau 70 Jahren, also im Jahre 1953, lieferte Henschel & Sohn aus Kassel die in vielerlei Hinsicht herausragenden Dampflokomotiven der Baureihe CLASS 25 an die South African Railways, SAR, aus. Als letzte Kasseler Maschine dieser großen Lieferserie steht diese SAR-Nr. 3450 als Großmodell (Maßstab 1:10) von dem Henschel Museum HMS zur Verfügung gestellt im Technik-Museum Kassel TMK, direkt neben der Modellbahnanlage der IG Bebra 58 in der TMK-Halle im Schiff 10 der ehemaligen Kesselschmiede des Henschel Werks II in Kassel-Rothenditmold.

Die historischen Spuren dieser Dampflok-Baureihe spannen einen weiten Bogen, beginnend schon in den 1920er-Jahren und reichen aktiv bis in die heutige Zeit! Wir laden sie gerne ein: Steigen wir gemeinsam ein in diese überaus spannende Geschichte.

Bil 02 - Im Juni 2019 aktiv in Südafrika - die knallrote CLASS 26 3450 „Red Devil“- Bild Sammlung Andreas Giller 

     

Juwelen des Henschel Dampflokomotiven-Baus

Geschichte der Baureihe CLASS 25 NC und CLASS 25 CON für Südafrika

Zu einem technischen Rückblick gehört natürlich auch eine gesellschaftliche und technikgeschichtliche Einordnung. Wie haben die Menschen damals gelebt? Einige Aspekte dazu zeigen der hier verlinkte Text und diverse Fotos, klicken Sie also bitte auf:

Wie war es damals im Jahre 1953 in Kassel?

Bezahlte Arbeit, kein Hunger, ein Dach über dem Kopf und trotz aller Umstände die Zuversicht in eine dauerhaft friedliche Zukunft, das wünschten sich alle Bewohner mit hoher Priorität.

Da ließen mehrere große Exportaufträge für den Kasseler Lokbau besonders aufhorchen.

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Doppel-Walzenstuhl zur Getreidevermahlung von Fürmeyer & Witte, Mönchehof

In der menschlichen Ernährung spielt Getreide als Grundnahrungsmittel eine wichtige Rolle, ist in vielen Ländern sogar deren fast einziger Bestandteil. Aber auch als Viehfutter dient Getreide und als Rohstoff zur Herstellung sowohl von Genussmitteln (u. a. Gerste für unser Bier oder traditionell Roggen in Osteuropa für Wodka) als auch von Produkten, die einzelne Inhaltsstoffe wie die Stärke im Weichweizen zur Herstellung von Bioethanol nutzen. Zumeist werden die Früchte des Getreides  also das Korn nach der Reife von den abgemähten Pflanzen durch Dreschen abgetrennt, früher in mühseliger Handarbeit mit Sense und Dreschflegel, zwischenzeitlich mit Mähbalken am Traktor und nach der Einbringung mit Dreschmaschinen auf dem Hof, heutzutage mit rechnergesteuerten Mähdreschern komplett auf dem Feld. An einigen Sorten bleiben die mit der Kornschale (siehe übernächster Absatz) verwachsenen Deck- und Kornspelzen auch nach dem Drusch noch am Korn, bei wenigen urtümlichen Sorten auch Hüllspelzen und Bruchstücke der Ährenspindel. Traditionell wird die Kornschale bei den meisten Mehlsorten durch Mahlen oder Schleifen möglichst vollständig entfernt und als Kleie weiterverarbeitet, früher meist als Viehfutter, heute bei ballaststoffreicher Vollwerternährung auch in Backwaren und Müsli. Da es in diesem Artikel um einen Doppel-Walzenstuhl aus regionaler Herstellung geht beschränken wir diese Einleitung auf die gegebenen Informationen zu Getreide und wenden uns dem Mahlen mit einem Walzenstuhl zu (im Foto rechts bzw. oben ohne den aufgesetzten hohen Einfülltrichter , Foto *9).

Die Geschichte der Getreidevermahlung beginnt sicherlich einige zehntausend Jahre vor der Sesshaftwerdung der Menschheit und muss demzufolge auch sehr weit vor der Geschichte des "fruchtbaren Halbmonds" im Gebiet der heutigen Staaten Irak, Syrien, Jordanien und  Nord-Israel eingeordnet werden, welche auch unsere Geschichte beeinflusst hat. Zunächst wurden Mörser mit glatterer und Reibschalen mit rauerer Innenfläche zur Zerkleinerung von Wildgetreiden benutzt, ein vermutlich ältester Reibestein mit etwa 30.000 Jahren wurde in Australien gefunden, also lange vor der unsere Kultur beeinflussenden Neusteinzeit (Quelle *1). Das Bild links bzw. oben zeigt eine Reibschale und -steine, ca. 6.000 v. Chr. aus dem Wadi Tafassasset in der Sahara (*2). Waren es zunächst  Wildgetreide, die etwa um 11.000 v. Chr. angepflanzt wurden, entstanden in der Folge durch Züchtung unsere heutigen Getreide Weizen, Roggen, Gerste und weitere.

Ohne hier detailliert auf das zu vermahlende Korn einzugehen, ist beim Vermahlen von größter Bedeutung die Abtrennung aller Kornbestandteile, die einerseits für die mittelfristige Lagerung des Mehls, andererseits für den menschlichen Verzehr wichtig sind. Die Getreidekörner enthalten als wesentlichen Bestandteil für unsere Ernährung den Mehlkörper, der Stärke und in geringerem Umfang auch Eiweiß enthält, weiterhin den fetthaltigen Keimling, die miteinander verwachsene Samenschale und Fruchtwand sowie eine zwischen Mehlkörper und Schale liegende Aleuronschicht, die während des Kornwachstums die biologische Aufgabe hat, die innenliegenden Mehlkörperzellen zu bilden und während der Keimung den Keimling zu ernähren, siehe Bild rechts (*3) bzw. oben. Bei weitergehendem Interesse besuchen Sie bitte diese für die Ernährung informative Wikipedia-Internetseite.

Bei Ausgrabungen des – durch den Ausbruch des südöstlich von Neapel liegenden Vesuv im Jahr 79 n. Chr. – weitgehend zerstörten Pompeji wurde ein Mühlenbetrieb mit einer vermutlich durch menschliche Muskelkraft angetriebenen Kegelmühle ausgegraben, als Nachbau im archäologischen Park in Xanten am Niederrhein aufgestellt. 546 n. Chr. verwendeten die Goten bei der Belagerung Roms bereits Schiffsmühlen, bei denen der, die Stadt  durchfließende Tiber die Mühlsteine über unterschlächtige Wasserräder antrieb (Bild links bzw. oben und Quelle, *4).

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Kontakt

Technik-Museum Kassel Betreiber gGmbH
Wolfhager Str. 109
34127 Kassel
0561-86190400
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Sa & So 11 - 17 Uhr

Unsere Ausstellungshalle ist nicht geheizt, im Winterhalbjahr bitte entsprechend kleiden.

An folgenden Feiertagen ist das Technik-Museum von 11:00 bis 17:00 Uhr geöffnet:

Karfreitag, Ostersonntag, 1. Mai Tag der Arbeit, Christi Himmelfahrt, Pfingst-Sonntag, Fronleichnam und Tag der Deutschen Einheit.