175 Jahre Lokomotivbau in Kassel

Die 1848 an die Friedrich-Wilhelms-Nordbahn ausgelieferte erste HENSCHEL-Lokomotive "DRACHE" in einer historischen Aufnahme (*2) 

Am 29. Juli 1848, im Juli 2023 also vor 175 Jahren, wurde von der 1810 durch Vater Georg Christian und dem zweitältesten Sohn Werner gegründeten Fa. Henschel & Sohn die erste im Stammwerk am Holländischen Platz konstruierte und gebaute Dampflokomotive namens "DRACHE" ausgeliefert und damit eine – bis zum heutigen Tage andauernde – ausgesprochen langjährige Tradition des Lokomotivbaus in Kassel begründet. Dies ist für unser TECHNIK-MUSEUM KASSEL ein sehr bedeutender Anlass, die Lieferung mit dem Objekt des Monats Juli 2023 zu würdigen, nicht nur aus allgemein-historischer, sondern auch aufgrund der bedeutenden technik- und damit industriegeschichtlichen Bedeutung für die Region.

Bestimmt war diese Lokomotive für die Friedrich-Wilhelms-Nordbahn-Gesellschaft, einer zunächst von Bankhäusern in Frankfurt und Hanau getragenen und 1844 gegründeten Privatbahn. Benannt war die Bahn nach dem damals regierenden Kurprinzen Friedrich Wilhelm I. Er war nach dem Tod seines – faktisch seit 1831 abgedankten – Vaters Wilhelm II. in 1847 der letzte Kurfürst und Landesherr des Kurfürstentums Hessen, Zeit seines Lebens dem Absolutismus verpflichtet. Wie aber kam es zu dieser Friedrich-Wilhelms-Nordbahn? Und wer hier im damaligen "Cassel" war deren eifrigster Protagonist? Zwei Fragen, die wir aus Sicht des Autors und damit eines der Gründungsmitglieder des TMK e.V. beantworten wollen, allerdings nur in der "knappsten Form eines Objekt des Monats" nicht nur im ersten, sondern leider auch in  den beiden folgenden Abschnitten zur Technik des "DRACHE" und zur Geschichte des Unternehmens Henschel & Sohn sowie seiner Nachfolgegesellschaften.

Mit sechs Kilometern Gleisen zwischen den bayerischen Orten Nürnberg und Fürth, der Übernahme des englischen Schienenabstands von 4ft + 81/2" (entspr. 1.435 mm), der aus England importierten Lokomotive "Adler" und dem englischen Lokomotivführer William Wilson begann 1835 die Geschichte der Eisenbahn im späteren Deutschland. Es folgte 1837 das erste Teilstück der Leipzig-Dresdner Eisenbahn, welche bis 1839 fertiggestellt wurde, und weitere Bahngesellschaften sowie deren Strecken schlossen sich an. So entstand Ende der 1830-er Jahre der Gedanke, Preußens Kernland über die sächsischen Kleinstaaten und Kurhessen mit dem preußischen Westfalen zu verbinden. Vom thüringischen Gerstungen kommend sollte die Strecke über Bebra, die Residenzstadt Cassel, Hofgeismar nach Haueda an der westfälischen Landesgrenze verlaufen und von Hümme einen Abzweig nach Carlshafen wegen des zwar besonders ge-, aber auch restlos überschätzten Weserhafens erhalten. Dieser Abzweig wurde später als Carlsbahn bezeichnet, die kurhessische Gesamtstrecke ohne den Abschnitt Hümme-Haueda gegen Ende des Jahres 1848 fertiggestellt bzw. 1849 mit dem Anschluss an Gerstungen eröffnet. 1849 erfolgte der Lückenschluss bis Haueda und 1851 zum westfälischen Warburg (Quelle *3, Grafik links bzw. oben *4).

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Sigurd-Nähmaschine

Der Kaufmann Kurt (Curt) Maybaum gründete im Jahr 1919 das Versandhaus Sigurd Gesellschaft mbH Kassel. In dessen Verkaufskatalogen wurde die Nähmaschine zwischen 1925 und 1928 zum Verkauf angeboten. Die zugekauften Nähmaschinen wurden mit einem „Sigurd“-Schriftzug und mit dem Logo, bestehend aus dem doppelten Hermeskopf, verziert.

In der Anfangszeit kaufte Maybaum seine Handelsware bei bekannten Herstellern für Haushaltswaren und Dingen des Alltags ein. Im Angebot waren überwiegend Artikel wie Rollstühle und Krücken Kriegsversehrte. Die ersten Räumlichkeiten in der Königsstraße in Bettenhausen waren schnell zu klein und er zog mit seiner Firma in die Gebäude an der Leipziger Straße 126-136. Besonders die Nachfrage an Fahrrädern stieg stark an, sodass sich die Gesellschaft im Dezember 1925 und Januar 1926 einer Überprüfung zur Aufnahme der hauseigenen Fahrradproduktion unterzog. Am 1. Februar 1926 erfolgte die Abnahme der Produktions- und Herstellungsanlagen in den dafür umgebauten Fabrikhallen durch die Industrie- und Handelskammer Kassel und die Fahrradproduktion begann.

Am 1. April 1933 zog der Kaufmann Maybaum nach Berlin und er soll später vermutlich aufgrund seiner jüdischen Herkunft nach Amerika übergesiedelt sein.

Weitere Informationen zur Fahrrad- und Nähmaschinenfabrik Sigurd finden Sie hier:

http://www.sigurd-fahrrad-und-moped-sammlung-kassel.de

(last update 14.08.2023)

Hier finden Sie eine verlinkte Auflistung unserer seit Oktober 2020 vorgestellten Objekte des Monats.

Elektrisier-Automat

Bereits 1750 wird von einer öffentlichen Vorführung berichtet, auf der man sich für „1 Schilling elektrisieren“ lassen konnte. Neben dem eigentlichen Spaß, sich für kurze Zeit durch die Betätigung des Hebels selbst unter Strom zu setzen, versprachen die Elektrisiermaschinen eine heilende, therapeutische Wirkung. Sie dienten zeitweise als Gesundheitsautomaten und die Ärzte priesen sie als „medicina sine medicamento“ (Medizin ohne Medikamente) an.

Dieser Automat im Technik-Museum aus den Jahren um 1905 wurde vornehmlich in Gasthäusern aufgestellt und diente dem Vergnügen. Die „Elektrisierer“ hatten besonders zu Zeiten des Glückspielverbots Hochkonjunktur. Die Urform schuf der Magdeburger Physiker und Bürgermeister Otto von Guericke (1602-1686). Er baute eine Maschine mit drehbar gelagerter Schwefelkugel, mit der durch Reibung Strom erzeugt wurde. Von Guericke hat übrigens auch die Luftpumpe erfunden.

(last update 14.08.2023)

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Europalette

Wir alle begegnen diesem Exponat beim Einkaufen oder als modernes Möbel: die Europalette ist vielfältig einsetzbar.

Durch die US-Armee inspiriert und durch die steigende Nutzung von Gabelstaplern und Hubwagen setzte sich nach dem Ende des zweiten Weltkriegs in Europa die Idee durch, Waren auf genormten Paletten zu transportieren und so Verladezeiten deutlich zu verkürzen. Außerdem konnten diese Paletten mehrfach verwendet werden, was die Transportkosten senkte.

1961 einigten sich dann einige europäische Eisenbahnunternehmen auf die mit 1200 mm x 800 mm x 144 mm (LxBxH) genormte Europalette. Sie besitzt eine Fläche von 0,96 m² und hat ein Eigengewicht von circa 22kg. Die Norm EN 13698-1 regelt neben der Nutzung von elf Brettern und neun Klötzchen auf den Zusammenbau mit 78 Spezialnägeln. In Deutschland werden jährlich circa 110 Millionen neue Europaletten hergestellt und in Verkehr gebracht.

Als Bestandteil des Europools sind die Europaletten bspw. auch mit Euroboxen oder Kleinladungsträgern kompatibel, welche in verschiedenen Größen erhältlich sind und den Waren- und Güterverkehr noch weiter vereinfacht haben.

Mittlerweile werden aus den Paletten auch Möbel konstruiert. Diese finden sich vor allem in Studierendenwohnungen, Bars und Gärten.

(last update 14.08.2023)

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Bleistiftschärf-Maschine "Jupiter" 1

Bleistiftschärf-Maschine Modell "Jupiter" 1  der Firma Guhl & Harbeck, Hamburg

Bleistifte und deren Anspitzer sind heutzutage selbstverständliche Alltagsgegenstände. Aber erst ab dem 18. Jhd. nahmen Schreibstuben und Kontore, in denen mit Bleistiften geschrieben und/oder gezeichnet wurde, zu. In Frankreich meldete der Franzose Bernard Lassimone 1828 das erste Patent für eine Bleistiftspitz-Vorrichtung an. Immer häufiger wurden Bleistifte genutzt und damit einhergehend wurden im Laufe der Jahre zahlreiche Varianten von Spitzern entwickelt. Bei den frühesten Spitzvorrichtungen wird eine scharfe Klinge in einem Gehäuse befestigt und der stumpfe Bleistift hingesteckt. Mittels drehender Bewegungen des Stiftes im Gehäuse wird dessen Holzummantelung abgeschnitten; die Bleistiftmine tritt wieder zum Vorschein und man kann weiterschreiben. Im Zuge der aufkommenden Industrialisierung begann die Entwicklung von sog. Bleistiftspitzer-Maschinen, die teilweise ein anderes Funktionsprinzip aufweisen, nämlich rotierende Schneidvorrichtungen um einen fixierten Bleistift.

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